600 demonstrierten für Respekt und Mitmenschlichkeit

14. März 2016 | Aktionen

Ein klares Zeichen für eine offene und tolerante Gesellschaft haben am Samstag mehr als 600 Menschen auf dem Schweinfurter Zeughausplatz gesetzt. Das 2010 gegründete zivilgesellschaftliche Bündnis „Schweinfurt ist bunt“ hatte aufgerufen unter dem Motto „für Respekt und Mitmenschlichkeit“ dieses Zeichen als Gegenpart zum Aufzug der rechtsextremen NPD, die unter dem Deckmäntelchen der Facebook-Seite „Schweinfurt wehrt sich gegen Asylmissbrauch“ Missmutige versammeln wollte.

Die gute Nachricht vorneweg: Dies gelang nicht! Nur etwa 40 stramme Rechtsextreme reisten aus ganz Franken und Thüringen an, um ihre menschenfeindlichen Parolen zu skandieren. Nur sehr wenige Schweinfurter mischten sich unter die Rassisten. Am Ort des Geschehens, dem Schillerplatz, zeigten bis zu 400 Gegendemonstranten, dass dieser Besuch von ganz rechts in Schweinfurt nicht willkommen ist. Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte die Kundgebung der Facebook-Seiten-Betreiberin Monique Schober (NPD-Mitglied und wohl auch NPD Vorsitzende der Haßberge) erfolgreich ab.

Zurück zum Zeughausplatz, von wo aus die Gegendemonstranten sich nach den Kundgebung von Schweinfurt ist bunt kurz vor 15 Uhr in Richtung Schillerplatz bewegten. Pünktlich um 14 Uhr eröffnete Marietta Eder die Kundgebung am sehr gut gefüllten Zeughausplatz. In ihrer Begrüßung entlarvte die ver.di-Gewerkschaftssekretärin, die für die SPD im Bündnis arbeitet, die Facebook-Seite als Tarnseite der NPD. „Besorgte Bürger“, so Eder seien am Schillerplatz nicht zu erwarten: „Die Nazis agieren heute ja nicht mehr nur mit Worten, sondern immer öfter mit Taten, indem sie Flüchtlinge angehen und Unterkünfte anzünden.“

Als erster Redner sprach Landrat Florian Töpper, der das Grundrecht auf Asyl für unangreifbar erklärte. Für den Landkreis Schweinfurt freute sich Töpper, dass es mit der Unterstützung von Stammheim ist bunt gelungen ist, die Ansiedlung der Parteizentrale „Die Rechte“ in Stammheim im letzten Jahr verhindert werden konnte. Eine Abordnung von Stammheim ist bunt durfte Landrat Töpper sogleich am Zeughausplatz willkommen heißen.

Klare Worte fand auch DGB Kreisvorsitzender und Bündnissprecher Frank Firsching. „Die Menschen, die in der Erstaufnahmeeinrichtung wohnen, sind froh, dass sie nach langen Martyrien hier Schutz gefunden haben. Wir heißen sie willkommen und sind froh, dass wir ihnen diesen Schutz bieten können.“ Firsching leitete seine Motivation aus der Gewerkschaftsgeschichte ab. Denn Gewerkschafter haben hierzulande in der Nazi-Diktatur erfahren müssen was Unterdrückung, Gewalt und Krieg bedeute. Tausende Gewerkschafter seien in KZ´s gesteckt und dort gefoltert und umgebracht worden. Als lokales Beispiel nannte Firsching den Gewerkschafter Fritz Soldmann, der kurz nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft entkräftet starb. Auch damals sei eine Wurzel des Übels Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus gewesen. Er halte es deshalb als seine Pflicht heute dagegen anzugehen „damit sich die Geschichte nicht wiederholt“. Für den DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften machte Firsching hierzu vier Aufgaben aus. Aufklärung der Beschäftigten, Mitarbeit in den zivilgesellschaftlichen Bündnisses gegen Rechtsextremismus, politischer Einsatz für soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft und die Verhinderung eines Ausspielens der Geflüchteten gegen finanziell Benachteiligte in unserer Gesellschaft. In diesem Zusammenhang dürfte beispielsweise keinesfalls der gesetzliche Mindestlohn für Geflüchtete ausgesetzt werden!

Als „heiliges Recht“ betitelte Stefan Redelberger, katholischer Dekan, das Asylrecht. Er bezog sich diesbezüglich auf die Bibel und stellte zudem fest, dass Barmherzigkeit keine Grenzen kenne. „Wir wehren uns gegen die Hasstiraden, die ein paar Straßen weiter gepredigt werden.“, so Redelberger. Wie Recht er damit hatte belegten die Reden am Schillerplatz. Dort bezeichnete der Hauptredner, ein Münchner Stadtrat und bis 2014 hoher NPD Funktionär die Gegendemonstranten als „Faschisten der Neuzeit“ und die Geflüchteten als „Invasoren“ und „Sozialschmarotzer“. Den „Lügenmedien“ werde noch „das Maul gestopft“ wenn „das Merkel- Regime abgewickelt ist“. Wer diese Worte geschichtlich einordnet wird dem DGB-Regionschef beipflichten, der eine Wiederholung der Geschichte bekämpfen will.

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