Schweinfurt. Zugegeben, das Konstrukt ist erläuterungsbedürftig, was Bündnissprecher und Vereinsvorsitzen-der Frank Firsching zu Beginn der Vollversammlung des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz Schweinfurt ist bunt“ auch tut. Denn neben dem Bündnis gibt es auch noch den Verein „Freunde von Schweinfurt ist bunt e.V.“, der im Anschluss zu seiner Mitgliederversammlung an Ort und Stelle, im Gemeindesaal der Christuskirche eingeladen hat.
Während es im losen Bündnis weder eine Satzung noch andere fest verankerte Regularien gibt, muss es im eingetragenen, als gemeinnützig anerkannten Verein streng nach den Vorgaben des Gesetzgebers gehen. Im Bündnis, das 2010 anlässlich des Nazi- Aufmarsches am 1. Mai gegründet wurde, gehören aktuell 79 Gruppen, Verbände, Vereine, Parteien und Organisationen an. Im Verein dagegen sind vorwiegend natürliche Personen Mitglied, knapp 100 an der Zahl. So eröffnete Firsching zunächst die Vollversammlung des Bündnisses und anschließend die Mitgliederversammlung des Vereins.
Marietta Eder, Mitglied im Steuerungskreis des Bündnisses und Vize Vorsitzende des Vereins, zeichnete in ihrem Rückblick auf das Jahr 2017 die Aktivitäten und Aktionen von Schweinfurt ist bunt nach. Und da kam wieder einiges zusammen: Zwei Spontanaktionen gegen die Hetzer der Nazi- Partei „Der III. Weg“, die im März und April in Schweinfurt ihre menschenverachtenden Thesen verbreiteten; Unterstützungsbesuche von Bündnisses in Bad Königshofen und Poppenhausen im Juni/ Juli, wo Rechtspopulisten Redner vom äußersten rechten Rand, wie Jürgen Elsässer begrüßten und sich Widerstand vor Ort regte. Im Mittelpunkt ihrer Berichterstattung aus dem Verein stand die Nachdenk- Kampagne, die im Zeitraum März bis Juni platziert war. Mit Plakaten auf denen Zitate berühmter Persönlichkeiten gedruckt waren, die zum Nachdenken anregen sollten, wurde auf allen Medienkanälen agiert. Großflächenplakate, Radio- TV- und Kinowerbung sorgten für große Aufmerksam-keit. Hinzu kamen vier inhaltliche Veranstaltungen, die der Kampagne zugeordnet waren. Marietta Eder stellte fest, Dass „auch das Jahr 2017 gespickt war mit viel Aktivität und großen Engagement für unsere freiheitlich- solidarische Gesellschaft, die wir gemeinsam erhalten wollen.
Kassier Nico Lommatzsch durfte über erfreuliche Zahlen berichten. Im Jahr 2017 nahm der Verein knapp 24.000 Euro ein, das Gros davon waren Spenden zur Umsetzung der Nachdenk- Kampagne. Die war mit knapp 17.000 Euro auch der größte Ausgabenposten des Jahres. Abzüglich weniger Verwaltungskosten und einigen Anschaffung verbleiben knapp 6.200 Euro am Ende des Jahres über. Eine gute Grundlage auch 2018 handlungsfähig zu sein, wie Lommatzsch ausdrücklich feststellte. Nach dem Bericht der Revision von Hubert Heusinger und Julia Stürmer wurde der Vorstand einstimmig entlastet.
Die inhaltliche Diskussion kam unter den 25 Anwesenden nicht zu kurz. Schon im Bündnis wurde trefflich über die aktuelle Bedrohungslage von Rassisten und Rechtsextremisten debattiert. Frank Firsching wartete mit neuesten statistischen Zahlen auf, nach denen sich in diesem Jahr bisher über 1.000 Angriffe auf Asylbewerber außerhalb von Einrichtungen ereignet haben und über 300 Anschläge auf Einrichtungen für Geflüchtete verübt wurden. Diese Tatsachen seien nicht zu leugnen und auf die wachsende Akzeptanz von rassistischen und nationalistischen Gedankengut zurückzuführen. Konkret ging es auch um die Frage in welcher Weise die Rechtsextremen in der Region Schweinfurt agieren. Entwarnung geben es keine, so Marietta Eder, da die verantwortlichen Personen des verbotenen „Freien Netz Süd“ inzwischen in den Nachfolge- Nazi- Kleinstparteien der „Der III: Web“ und „Die Rechte“ in Ober- und Unterfranken aktiv seien. Weitere Aufmerksamkeit sei unabdingbar.
Für das Jahr 2018 sammelten die Vereinsmitglieder und Bündnispartner ihre Ideen und gießen sie im Januar in ein Jahres- und Finanzplanung. Dazu sind schon Termine des Steuerungskreises und des Vorstandes vereinbart.
Auf der Tagesordnung stand noch ein Antrag zur Satzungsänderung des Vorstandes, der mit 17 gegen 5 Stimmen die notwendige 75 Prozent- Hürde knapp übersprang. Der Antrag ergänzt in einer Aufzählung von Spie-gelstrichen wie der Satzungszweck insbesondere verwirklicht werden soll „die Entwicklung von Präventions-maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ mit den Worten „und jeder Form des Extremismus, vor allem des Rechtsextremismus“. Für den Vereinsvorsitzenden Frank Firsching ändert sich damit am Zweck des Vereins nichts, denn dieser bleibt die „allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens“ und „der Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens“ .