Der Saal des Stattbahnhofs war zum Bersten gefüllt. Christian Fuchs, einer der beiden Autoren der Untersuchung „Das Netzwerk der Neuen Rechten“ berichtete über ihre Recherchen. Das Interesse war groß, die die kamen waren Junge und Alte, normale Bürger, besorgte De-mokraten, Antifas und interessierte Konservative, die sich einen Einblick verschaffen wollten.
Fuchs zeigte zu Beginn die neuen Ausdruckformen der Neuen Rechten im Bereich der Kultur: junge hübsche Frauen mit modernen Rhythmen und nationalistischen und extremistischen Texten.
Modelabels die sich verkaufen lassen, die einen rechten Look zeigen und Geld in die Kasse spülen sollen.
Anders als die alten Neonazis von NPD, III. Weg und freien Kameradschaften nicht ewig-gestrig, bärbeissig und gewaltbereit, geben sich die Vertreter ein anderes Image: Poloshirt, Sneakers, keine offenen Faschisten sondern „identitär“ (so umschreiben sie „völkisch“), „frei-heitlich“, modern und intellektuell. Dabei haben viele von ihnen ein klares rechtsextremisti-sches Weltbild, meist schon über viele Jahre.
Die Verpackung ist anders – gefälliger – aber die Herrenrasse-Ideologie lässt sich nicht verste-cken, sie ist genauso ausgeprägt wie zur Zeit des Faschismus.
Der Referent erläuterte anhand von Fotos die führenden Köpfe, ihre Geschichte, ihre Schwer-punkte, ihre Ideen. Götz Kubitschek, Philip Stein, Jürgen Elsässer, Dieter Stein, Björn Höcke und andere.
Daraus lässt sich leicht das große Netzwerk entwickeln, das inzwischen ein kleines Imperium ausmacht.
Christian Fuchs hat zusammen mit Paul Middelhoff mehr als zwei Jahre recherchiert, analy-siert, Veranstaltungen besucht, Interviews geführt und Verbindungen herausgefunden .Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt er sich intensiv mit Rechtsextremismus. Er ist Gewinner des Deutschen Reporterpreises, zählte bereits mehrfach zu den „Journalisten des Jahres“ und ar-beitet für das Investigativ-Ressort der „Zeit“.
In ihrem Buch kommen die Autoren zu dem Schluss: „Den Neuen Rechten ist es gelungen, in dieser kurzen Zeit eine eigene Gegengesellschaft zu erschaffen – mit Verlagen, Trollarmeen, Modemarken, Politikern, Denkfabriken, Künstlern, Burschenschaften. Stiftungen, Jugendbe-wegung und einer Gewerkschaft. Das Milieu ist gut vernetzt und hat mächtige Unterstützer und potente Spender.“ Unter den 167 identifizierten Organisationen des Netzwerks der Neu-en Rechten findet sich auch die Schweinfurter Kronauer-Stiftung.
Beide weisen nach, wie Rechtextreme mit jahrelanger Erfahrung inhaltliche Aussagen prägen, die dann bei den Politikern der AfD in Reden und Erklärungen auftauchen und das Sagbare weiter ausdehnen.
Besonders auffallend ist, dass sie Codes und Aktionsformen von Teilen der demokratischen Protestbewegung und linken Organisationen übernommen haben. Sie befestigen Parolen am Brandenburger Tor wie Greenpeace, Sie sprechen von einer Kulturrevolution von rechts, die Identitären wollen sich „wie ein Fisch im Wasser in den Massen bewegen“. Sie reden davon, „den Linken“ das Kronjuwel – die soziale Frage abzujagen. Offensichtlich weist diese ständi-ge Beschwörung auf ein massives psychologisches Defizit hin.
Vielen Besuchern wird dieser Abend eindrucksvoll die Gefahr für die demokratische Gesell-schaft verdeutlicht haben und zum Nachdenken anregen. Das war auch das Ziel der von „Schweinfurt ist bunt“ organisierten Veranstaltung. An den Vortrag schloss sich ein interessanter Frage- und Diskussionsteil an.
Als der Saal wieder leer war und in der Kneipe darüber diskutiert wurde waren die Bücher der Autoren restlos verkauft und die Spendenbüchse übervoll. Das Fazit: Ein ganz bedeuten-des Buch mit starker gut verständlicher Analyse. Ein Muss für jeden Demokraten!