10 Jahre Schweinfurt ist bunt

11. Februar 2020 | Aktionen

Am 8. Februar 2010 haben wir unser Bündnis „Schweinfurt ist bunt – Bündnis für Demokratie und Toleranz“ gegründet. Unseren 10. Geburtstag haben wir mit 75 Bündnispartner*innen und Vereinsmitgliedern von „Freunde von Schweinfurt ist bunt“ gefeiert.

Ein Tag, an dem wir glücklich und froh über die starke Zivilgesellschaft in Schweinfurt sind. Gemeinsam haben wir über all die Zeit deutlich gemacht: wir stehen für Demokratie und Respekt. Wir haben viele Veranstaltungen, Lesungen, Podiumsdiskussion, eine Nachdenk Kampagne und vieles mehr organisiert, um zu informieren, Meinungen auszutauschen und präventiv zu arbeiten. In den vergangenen 10 Jahren haben wir mit verschiedenen Kundgebungen und Demonstrationen gezeigt: hier und anderswo hat Rassismus, Nationalismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit keine Chance. Besonders deutlich wurde dies am 1. Mai 2010 als über 10.000 Menschen in Schweinfurt ein friedliches Fest der Demokratie feierten. Wir sind mehr!

Ein Tag auch zum Nachdenken. Denn viele Debatten, der Diskurs sind nach rechts gerückt. Wir haben daher auch nach Vorne geblickt, was wir alle weiter tun werden. Damit Schweinfurt bunt bleibt.

Mittags starteten wir mit der Installation „Schuhe.Kz.Flucht“

Schuhe – ein Mahnmal für die Menschen, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten getötet wurden.

Schuhe – ein Mahnmal für Menschen, die flüchten. Viele sterben beim Versuch, ihr Leben zu retten.

Babs Günther zeigte dabei ihre Performance zu Flucht.

Bilder

Julia Stürmer-Hawlitschek verband die beiden Themen Ermordung und Vernichtung in den KZs der Nazis und Flucht – Schuhe. Ein Mahnmal:

SCHUHE- wir sind es gewohnt, Schuhe zu tragen

Schuhe bieten Schutz und orthopädische Unterstützung
Schuhe sind Konsum- oder Luxusartikel, politisches oder modisches Statement
Schuhe sind Statussymbol und bieten funktionale Unterstützung für Sport und Hobby

Schuhe sind auch Mahnmal –

für unermessliches Leid und gnadenlose Grausamkeit:
in den Konzentrations- bzw. Vernichtungslagern der Nationalsozialisten wurden die Gefangenen systematisch ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Bedingungen ums Leben.
Hab und Gut der deportierten und getöteten Menschen wurde sortiert und gesammelt. Auch deren Schuhe. Die Fotos von den Schuhbergen sind erschütternd.

Schuhe sind ein Mahnmal für Menschen, die flüchten –

die internationale Organisation für Flüchtlingsschutz (UNHCR) geht davon aus, dass sich Ende 2018 weltweit 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht befanden. Die Gründe sind bedrohliche Konflikte, Verfolgung,
schwere Menschenrechtsverletzungen. Mehr als die Hälfte der Flüchtenden sind minderjährig – Kinder und Jugendliche.
Diese Menschen nehmen unerhörte Strapazen auf sich – sowohl auf dem Landweg als auch bei der versuchten Überfahrt über das Meer an vermeintlich sichere Ufer.
Tragischerweise sterben viele dieser Menschen beim Versuch, ihr Leben zu retten. So sind im Mittelmeer zwischen 2014 und 2019 lt. IOM (Internationale Organisation für Migration) schätzungsweise 17.000 Menschen ertrunken, dabei werden ca. 70 % der Toten nicht gefunden.
Die Leichen der anderen werden an den Stränden angespült.
Auch Schuhe werden angespült – und sind Mahnmal für die Verzweiflung derjenigen, die sich zur lebensgefährlichen Flucht entscheiden, und der Tragödien, die sich im Mittelmeer abspielen.

Uwe Gratzky berichtete von seinem Einsatz als Seenotretter im Mittelmeer mit eindringlichen Worten

Vor dem Festakt zeigten wir mit unserer Fahnenaktion, wie bunt Schweinfurt ist. Fast alle Bündnispartner*innen kamen zur Fahnenaktion

Beim Festakt dankten Bündnissprecher Frank Firsching: Es waren Stunden gelebter Solidarität, da geht mir heute noch das Herz auf. Frank Firsching erinnerte an die Gründung und die Entwicklung des Bündnisses. Wichtige Meilensteine waren die Auszeichnung mit dem Würzburer Friedenspreis 2015 und die Nachdenk Kampagne 2017. Am Samstag nach dem Tabubruch in Thüringen, bei dem ein FDP Mann durch die Stimmen von AfD und CDU zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, beschrieb sich Frank Firsching als fassungslos. Damit hat er wohl die Gefühlslage aller Zuhörer*innen getroffen. Es sei geschichtsvergessen und verantwortungslos.

Es folgten Grußworte von Vereinsmitglied und Landrat Florian Töpper, der das Bündnis wichtig für das Immunsystem der Demokratie nannte und von Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Der sagte, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten werde. Glückwünsche der Allianz gegen Rechtsextremismus überbrachte Stephan Doll in seinem Grußwort.

Beeindruckend war die Festrede von Michael Czygan wie viel Diskussionen und Debatten auch in den Redaktionen laufen, um das eigene Tun und Schreiben transparent und nachvollziehbar zu machen. Er zeigt dabei auch, wie Journalist*innen von Rechten bedroht und beschimpft werden. Es gäbe keine Patentlösungen, dennoch wurde klar, wie täglich auch um unser Grundrecht nach Meinungsfreiheit gerungen wird und werden muss.

Abschließend diskutierten Robert Andreasch, Journalist, Bürgermeisterin Sorya Lippert, Burkard Hose vom Bündnis Zivilcourage Würzburg und Marietta Eder vom Bündnis über die Entwicklung der rechten Szene in den vergangenen zehn Jahren und blickten in die Zukunft. Moderiert wurde die Diskussion von André Kessler, von MainfrankenTV. Diese hatten auch einen Film über die Aktionen des Bündnisses zusammengestellt.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Ranin. Musik, die so vielfältig und gut wie das Bündnis ist.