Schweinfurt. Sonntag gegen 15 Uhr. Bei strömenden Regen trudeln vorwiegend junge Leute am Volksfestplatz aus verschiedenen Richtungen ein. Einige tragen selbstgemalte Schilder mit anti-rassistischen Aussagen bei sich. Andere sind in weiß gekleidet, so wie es die Veranstalter vorgeschlagen haben. Schirme hatten alle dabei. Mit-glieder der „Black Community Franken“ haben eine Tonanlage an der Überdachung neben den Toilettenhäus-chen aufgebaut.
Zu Anfang war es ein stiller Versammlungsort, da die Anlage nicht funktionieren wollte. Dein Freund und Helfer machte seinen Namen alle Ehre. Die Polizei höchst selbst besorgte den Veranstaltern ein Megaphon. Das brauchte zwar etwas Zeit, aber der Regen ließ langsam nach. Die Kundgebung konnte mit 20minütiger Ver-spätung beginnen, was vor Ort niemand krumm nahm. Inzwischen hatten sich etwa 150 Menschen eingefunden.
Sogleich ging es ans Eingemachte. Die einladende Ndaya Hartmann begrüßte freudig alle Demonstranten und bedankte sich fürs zahlreiche Erscheinen. Und berichtete aus ihrem Leben. Dass es darin an rassistischen Vorfäl-len nicht mangelte ist der Grund der Kundgebung. Ndaya Hartmann stammt aus einer nigerianisch-somalischen Familie und ist mit einem Bundessoldaten verheiratet. Lebt in Hammelburg, wo ihr Mann stationiert ist. Sie erzählt anschaulich von Diskriminierungen im Alltag, bei der Jobsuche, von Beleidigungen und Demütigungen. Alles nur deshalb, weil ihre Hautfarbe dunkel ist. Leise ist es auf dem Platz schon lange nicht mehr. Die Demonstrations-teilnehmenden applaudieren hörbar.
Das Veranstaltungskonzept des offenen Mikrophons macht es möglich, dass noch einige Rednerinnen und Red-ner ähnliche Geschichten aus dem Düsterwald des Alltagsrassismus vortragen. Als Gesamtbild entsteht eine berechtigte Anklage über den täglichen Rassismus in unserer Gesellschaft. Wir sind alle aufgerufen das Übel des Rassismus dort zu bekämpfen wo es auftaucht. Wer schweigt, wenn rassistisch beleidigt oder diskriminiert wird macht sich mitschuldig.
Unser Bündnis Schweinfurt ist bunt war mit einer kleinen Delegation an der Kundgebung vertreten. Zur Teilnahme haben wir nicht offensiv aufgerufen, weil die Veranstalter diese Unterstützung nicht haben wollten und wir die Leute erst einmal kennen lernen wollten. Klar ist, dass sich Schweinfurt ist bunt in naher Zukunft noch stärker mit dem Thema auseinandersetzen wird.